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Gottes Liebe gibt es geschenkt

Morgen wird Reformation gefeiert. Vor lauter Kürbissen in den Schaufenstern ist dies etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Judith Schröder, Religionsädagogin und Leiterin der Evangelischen Auferstehungskita in Mainz, feiert bewusst mit den Kindergartenkindern das Reformationsfest, erzählt sie im Podcast Conny&Kurt. Mit etwas Mittelalter und mit Blick auf Sankt Martin gelingt es den Kindern das Grundanliegen zu vermitteln: „Gottes Liebe gibt es geschenkt“. Für die Religionspädagogin ein wunderbares Motto.

Hintergrund:
Vom Keltenritual zum Massenspektakel: Halloween

Ein Blick in die Schaufenster reicht: Halloween ist endgültig in Deutschland angekommen. Das Fest der Fabel- und Gruselwesen in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November ist in Amerika schon lange ein nicht mehr wegzudenkendes Verkleidungsfest. Genau wie hier an Fasching schlüpfen die Kinder gerne in andere Kostüme. Und natürlich gehört der Jahreszeit entsprechend der ausgehöhlte und mit einer schrecklichen Fratze versehene Kürbis dazu.

Bestimmte christliche Kreise kritisieren solches Gebaren, da die Wurzeln des Festes auf die Kelten zurückgehe. In dieser Nacht soll das Leben (der  Sommer) die Herrschaft für ein halbes Jahr an den Tod (den Winter) abgeben. Man glaubte, dass die Toten sich für ein halbes Jahr lang den Körper eines Lebenden suchen. In jener Nacht soll, so die Vorstellung, die Trennwand der Welt der Toten und der Lebenden besonders dünn sein, weshalb man mit den Toten in Kontakt kommen könne. Im Jahre 837 verfügte Papst Gregor IV, dass an diesem Tag Christen ihre Toten ehren  sollten und setzte Allerheiligen auf den 1. November und am darauffolgenden Tag Allerseelen fest. Das Christentum hatte wieder einmal seine große Integrationskraft bewiesen. Der Name Halloween leitet sich denn auch von „All Hallows‘ Eve (Allerheiligenabend) ab.

Die Iren brachten den keltischen Brauch mit nach Amerika und nun kehrt er wieder zurück auf den alten Kontinent. Klar, dass sich diese Chance Marktstrategen nicht entgehen ließen. Hersteller von Partybedarf und Dekorationsartikeln haben zwischen Fasching und Weihnachten ein Zwischenhoch entdeckt. Mit Kürbissen, ob aus Keramik oder Plastik, ob mit oder ohne Beleuchtung, mit allerlei gruseligen Accessoires wie Fledermäusen, Spinnen, Skeletten oder Hexen geben sie einen Trend vor. Und zumindest der Kürbis hat inzwischen längst via Herbstdekoration Einzug in die Häuser gehalten. 

Viel sperriger dagegen das Fest der Reformation. Schließlich liegt der Anlass quer zu Verhaltensmustern der Spaßgesellschaft. Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt haben.

Belegt hingegen ist, dass Luther am 31. Oktober 1517 Briefe an seine Vorgesetzten schrieb, in denen er den Ablasshandel anprangert und um die Behebung des Missstandes bat. Den Briefen legte er jene 95 Thesen bei, die als Grundlage für eine Diskussion über das Thema dienen sollten. Heute versuchen zahlreiche Gemeinden mit besonderen Aktionen den Reformationstag im öffentlichen Gedächtnis zu halten.

Halloween hat sich schon längst als weltliches Fest in der angeblich so rationalen, modernen Gesellschaft festgesetzt. Heute ein netter Spaß, an dem man sicher auch als Protestant teilnehmen kann. Schließlich ist die Nacht lang und die Reformationsgottesdienste beginnen schon am frühen Abend. Und für alle, die Süßes haben wollen gibt es Luther-Bonbons.

Kurt-Helmuth Eimuth

Menstruation: Raus aus der Tabuzone

Seit 30 Jahren bietet die Firma Kulmine plastikfreie Hygieneprodukte für die Menstruation an. Firmengründerin Petra Sood, gelernte Sozialpädagogin, erläutert im Podcast Conny&Kurt nicht nur die Vorteile ihrer Produkte, sondern auch die Ursache des verschämten Umgangs mit der weiblichen Periode. Es geht um Frauengesundheit und um eine gute Einstellung zum eigenen Körper. Petra Sood betont, dass gerade für ältere Frauen ihre Einlagen „die Rettung“ seien. Übrigens bietet Kulmine auch ein Produkt für Männer mit leichter Blasenschwäche an. Inkontinenz scheint ein noch größeres Tabuthema zu sein. Gut, dass im Podcast darüber gesprochen wird.

„Jesus ist mein Erlöser, Trump mein Präsident“Warum weiße Evangelikale einen unmoralischen Bewerber unterstützen

Sie tragen ihre Botschaft auf ihren Kleidern. Ob Baseballkappe oder T-Shirt. „Jesus ist mein Erlöser, Trump mein Präsident“. Die Evangelikalen sind bei der bevorstehenden US-Wahl ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die weißen Evangelikalen machen etwa 14 Prozent der US-Bevölkerung aus. Und sie wählen überwiegend (80 Prozent) Trump. Wie kommt es, dass ein durch und durch unmoralischer Kandidat für das Amt des US-Präsidenten sich ausgerechnet auf eine Gruppe verlassen kann, die ein enges Moralverständnis kennzeichnet. Der Experte Martin Fritz von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen identifiziert als Schlüsselfrage die Auseinandersetzung um die Zulassung von Abtreibung. „Das ist das verbindende Element bei konservativen Katholiken, Evangelikalen und Mormonen“, sagt Fritz. Seit das höchste US-Gericht diese 1973 zugelassen hat, kämpft die Religiöse Rechte für ein Abtreibungsverbot. So lässt sich auch die religiöse Überhöhung Trumps erklären. Er führt Amerika aus dem vermeintlichen gottlosen Sumpf hinaus in eine bessere Zukunft, er befreit Amerika von Dämonen. Individuelle Verfehlungen sind vor diesem Ziel zweitrangig.

Zur Person: PD Dr. theol. Martin Fritz, Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin, für Grundsatzfragen, Strömungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes, Evangelikalismus und pfingstlich-charismatisches Christentum

Bahnhofsvorplatz soll nach Emilie und Oskar Schindler benannt werden

Oskar Schindler, durch den Film von Steven Spielberg weltbekannt, verstarb am 9. Oktober 1974. Aus Anlass des 50. Todestages kommt dieser Podcast etwas früher. Wir sprachen mit Ulrike Trautwein, die Oskar Schindler als Kind in Frankfurt kennen lernte. Ihr Vater, der spätere Propst für Frankfurt, Dieter Trautwein, damals Stadtjugendpfarrer, entdeckte den unbekannten Retter der Juden bei Recherchen. Es entwickelte sich eine Freundschaft, von der Ulrike Trautwein berichtet. Vor allem die unendliche Großzügigkeit Schindlers ist ihr in Erinnerung. Aber auch die Melancholie, die ihn umgab. Am 9. Oktober 1974 starb Oskar Schindler in einem Hildesheimer Krankenhaus. Nach der Trauerfeier auf dem Frankfurter Hauptfriedhof und dem Requiem im Frankfurter Kaiserdom wurde Oskar Schindler, seinem Wunsch entsprechend, auf dem katholischen Friedhof am Berg Zion in Jerusalem beigesetzt.

Auf Betreiben von Ursula und Dieter Trautwein wurde eine Straße in Frankfurt nach Oskar Schindler benannt. Leider nur ein „Sträßchen“ wie die Initator:innen bedauernd feststellen. Es steht die Idee und Forderung im Raum, den Bahnhofsvorplatz nach Emilie und Oskar Schindler zu benennen. Die Kommunalpolitik ist gefragt.

Zur Person: Ulrike Trauwein, seit 2011 Generalsuperintendentin für den Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Oskar Schindler (zweiter von rechts) neben Dieter Trautwein (rechts) 1967 bei einer Diskussionsveranstaltung im Dominikanerkloster

Quellen:
Dieter Trautwein, Oskar Schindler …immer neue Geschichten, Frankfurt 2000, Societätsverlag
Hessenschau: https://www.ardmediathek.de/video/hr-retro-oder-hessenschau/interview-mit-oskar-schindler/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNzY3MjY

Rechts-esoterische Schetinin-Schulen in Deutschland

Derzeit breiten sich in der Bundesrepublik Schulen aus, die für freies Denken, freies Entscheiden und freies Handeln werben. Dies spricht viele Menschen an, da es scheint, dass die wahren Fähigkeiten der Kinder stressfrei gefördert werden. Freischulen oder auch Laisingschulen wollen dem Kind ein angstfreies, unbeschwertes, einfaches, leichtes, begeisterndes Lernen ermöglichen. Sie orientieren sich an der russischen Schetinin-Schule. Ihr Gründer, Mikhail Schetinin, vertritt einen esoterischen Ansatz, der vom Kontakt bioenergetischer Felder zwischen Lernenden und Lehrenden (SchülerInnen) ausgeht. Das Miteinander von Schülerinnen und Schüler soll es ermöglichen, sich in kürzester Zeit Kenntnisse anzueignen. Karin Schnebel vom Gesellschaftswissenschaftlichen Institut für Zukunftsfragen, München, erläutert die Arbeitsweise dieser Schulen im Podcast Conny&Kurt. Diese Schulen sind ein Modell der russischen Esoterik, die auf eine naturbezogene Spiritualität aufgebaut ist. Doch das Schulkonzept wendet sich gegen die Demokratie, gegen herkömmliche Medizin oder gegen die herkömmlichen Schulformen. Auch die Zusammenhänge mit rechtsextremistischen Strukturen sind nicht zu verkennen. Zentral bei diesem Denken ist die Faszination von Putin, von sozial-utopischen Lebensgemeinschaften, wie die Perma-Kultur oder Familienlandsitze, und hängt eng mit esoterischen, rechtsesoterischen und rechtsextremen Strömungen zusammen.

Was haben Friedhöfe und Kaufhäuser gemeinsam?

Im Grunde unterscheidet sich die Herausforderung beim Unterhalt eines Friedhofes nicht vom Betrieb eines Kaufhauses. Der Kundenverhalten hat sich geändert. Während dem Einzelhandel starke Konkurrenz durch das Internet erwachsen ist, ist auf den Friedhöfen die Nachfrage nach Erdbestattungen zurückgegangen. Urnen brauchen einfach viel weniger Platz. Doch anders als Kaufhäuser kann man Friedhöfe nicht einfach schließen. „Das Teuerste, was es gibt, ist es einen Friedhof zu schließen“, sagt Pfarrerin Elisabeth Müller. Um die Totenruhe zu wahren, muss man sie 25 oder 30 Jahre weiter unterhalten. Auch das unterscheidet sie vom Kaufhaus.

Die Theologin ist verantwortlich für den evangelischen Friedhof in Essen-Haarzopf. Zahlreiche Friedhöfe sind im Besitz der Kirchen. Ziel müsse es sein, dass die Angehörigen sagen: „Der evangelische Friedhof ist toll, da kommt die Oma hin.“ Zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität wurden umgesetzt. Von Bänken über die Bepflanzung bis hin zu Schildern und der öffentlichen Toilette. Pfarrerin Müller geht es auch um das evangelische Profil. So hat sie Riten zum Abschiednehmen für Frauen nach Fehlgeburt oder nach einem Schwangerschaftsabbruch entwickelt. Selbst die Rückgabe des Eheversprechens findet hier seinen rituellen Raum. Ihr Rat an alle, die sich mit defizitären Friedhöfen auseinandersetzen: „Nimm die Sache in die Hand, stecke etwas Gehirnschmalz rein und entwickle ein evangelisches Profil“.

Zur Person: Elisabeth Müller ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Haarzopf. Seit dem Sommer 2021 hat Pfarrerin sie eine Beauftragung des Kirchenkreises Essen für Neue Rituale inne.

Erster Fußball-Pilgerweg

In Hamburg ist der erste Fußballpilgerweg Deutschlands entstanden. Anna Maria Stöcken, HSV-Fan und Religionslehrerin hat auf diese Weise ihre beiden Hobbys verbunden. Zu machen. Der 18,87 Kilometer lange Weg führt vorbei an 17 historischen Orten und Wirkungsstätten mit HSV-Bezug und hat das Ziel, den HSV in Hamburg sichtbar zu machen. Wie kam der Fußball überhaupt in die Hansestadt Hamburg? Wo fanden die ersten Spiele statt? Und was hat das Hotel Vier Jahreszeiten mit dem HSV zu tun? Zwar werde der HSV nicht als Religion verehrt, sagt Anna Maria Stöcken im Podcast Conny&Kurt, aber andächtig seien doch sowohl die Fans am Stadion ebenso wie die Gottesdienstbesucher in der Kirche.

Zur Person: Anna Maria Stöcken, Grundschullehrerin für Evangelische Religion und ehrenamtliche Unterstützerin des HSV. Kontakt: supporters@hsv.de

Was hilft: Keine Massenunterkünfte und Integration

Am 23. August hatte auf einem Stadtfest in Solingen ein Angreifer drei Menschen mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt. Mutmaßlicher Täter ist ein 26-jähriger Syrer. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein solches Ereignis ist furchtbar, meinen auch Conny&Kurt in ihrem Podcast. Doch bei der Suche nach den Ursachen geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Einreiseverbot für alle Syrer, wie es der Oppositionsführer fordert, widerspricht einem christlichen Menschenbild und zudem dem Grundgesetz. Hingegen leistet die Unterbringung in Massenunterkünften der Radikalisierung Vorschub. Als weiteren Problemkreis identifizieren die beiden Podcaster eine Jugendkultur, die zunehmend auf das Mitführen von Messern setzt.

Maybe Baby – Will ich ein Kind?

Sarah Eßel, Referentin für Frauenarbeit, erläutert im Podcast Conny&Kurt, dass Frauen heute immer stärker fragen, ob ein Kind vereinbar sei mit dem, wie sie sich ihr Leben vorstellten, ist es vereinbar mit den Zielen von Selbstverwirklichung. Der Landesverband der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau bietet Seminare und Veranstaltungen zum Schwerpunktthema „Will ich ein Kind?“ Zum einen hat Elternschaft, insbesondere für Frauen, oft eine Mehrfachbelastung zur Folge. Zum anderen ist der gesellschaftliche Blick auf Mutterschaft immer noch stark von dem Verständnis geprägt, dass es sich dabei um die Erfüllung des Frauseins handelt. Das Zurückgehen der normierenden Kräfte hinsichtlich der eigenen Lebensgestaltung und die immer noch bestehende Unvereinbarkeit von Familie und Beruf führen dazu, dass Mutter- bzw. Elternschaft keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein bewusster Aushandlungsprozess.

Ziel des Landesverbandes ist es, FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) während dieses Entscheidungsprozesses einen ergebnisoffenen Raum und Unterstützung anzubieten.

Zur Person:
Sarah Eßel ist Referentin für Frauenarbeit bei den Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau, Darmstadt

Strampeln für die Kirche

Pastor Tobias Knöller liebt die Begegnung mit Menschen. Ein gutes halbes Jahr ist er nun Pastor in Breitenfelde. Die Einwohner:innen der neun Dörfer, die zur Kirchengemeinde gehören, will er in den kommenden Wochen mit dem Fahrrad besuchen.

“Gemeindeaufbau ist Beziehungsarbeit und dazu muss man die Menschen kennen“, sagt er im Podcast Conny&Kurt. Kleine Kärtchen mit der Aufschrift “Pastor on tour”, den Kontaktdaten der Kirchengemeinde und einer Tüte Gummibärchen nimmt Knöller stets mit. Ist niemand zuhause, hinterlässt er einen Gruß im Briefkasten.

In den Gesprächen zwischen Tür und Angel oder auch bei einer Tasse Kaffee lädt er die Menschen zum Gottesdienst ein. Manches Gesicht erkennt er sonntags wieder.

Zur Person: Tobias Knöller ist seit Ende 2023 Pastor in der Gemeinde Breitenfelde. Knöller wuchs in Gettorf bei Kiel auf und hat lange in Hamburg und Lübeck gewirkt.