Religionspolitik spielt kaum eine Rolle – trotz Verfassungsauftrag

Philipp Greifenstein, Journalist der kritisch-kirchlichen Religionszeitschrift „Die Eule“, analysiert die Religionspolitik der Bundesregierung im Podcast Conny&Kurt. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner schlug vor, die Kirchen sollten sich aus der Tagespolitik heraushalten. Greifenstein sieht darin einen Ausdruck des Wunsches, die Kirchen klein zu halten. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien war das Thema Religion „ziemlich dünn“ verankert. Dies liege unter anderem am vorzeitigen Ende der letzten Legislatur und der Fokussierung auf andere dringlichere Themen im Wahlkampf. Im Vergleich zur vorherigen Großen Koalition, die höhere Gestaltungsansprüche hatte, spielen religionspolitische Fragen derzeit noch weniger eine Rolle.

Beim Thema Schwangerschaftsabbruch (§ 218) unterscheiden sich die Positionen der großen Kirchen erheblich: Die evangelische Kirche diskutiert zunehmend eine Entkriminalisierung, während die katholische Kirche auf der Strafbarkeit beharrt. Die aktuell von der CDU/CSU stark mitgetragene Bundesregierung wird diesen Weg der Vorgängerregierung voraussichtlich nicht weiterverfolgen.

Ein zentraler und seit Jahrzehnten ungelöster Punkt sind die Staatsleistungen an die Kirchen. Diese Zahlungen gehen historisch auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 zurück, als Ausgleich für enteigneten Kirchenbesitz, und stellen einen Verfassungsauftrag dar. Die jährlichen Leistungen, die derzeit rund 600 Millionen Euro aus Landeshaushalten umfassen, dienen unter anderem zur Finanzierung von Gehältern und Gebäudenutzung. Die Ablösung, wie von der letzten Regierung angestrebt, scheitert vor allem am Widerstand der Länder aufgrund der notwendigen Entschädigungssumme, die die Kirchen verlangen. Gleichwohl sind diese gesprächsbereit. Die finanzielle Situation der Länder ist zu angespannt. Für manche manche Kirchenhaushalte sind sie auf der Einnahmenseite von erheblicher Bedeutung. Sie sind klar von der Kirchensteuer, den Mitgliedsbeiträgen, zu unterscheiden.

Auch der Religionsunterricht, der in der Zuständigkeit der Länder liegt, wandelt sich. Angesichts sinkender Schüler- und Lehrerzahlen gibt es Entwicklungen hin zu konfessionsverbindenden oder interreligiösen Modellen. Dieses Recht auf Religionsunterricht ist eng an den Körperschaftsstatus der Kirchen geknüpft. Der Körperschaftsstatus einzelner Kirchengemeinden wird in vielen Landeskirchen zugunsten der Landeskirche geändert, was Teil umfassender Fusionsprozesse ist.

Andere Religionsgemeinschaften, insbesondere der Islam, finden im Koalitionsvertrag kaum Erwähnung. Während das Judentum durch den Staat erheblich finanziert wird, fehlt es beim Islam oft an einheitlichen Ansprechpartnern für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Fortschritte beim Körperschaftsrecht für muslimische Gemeinschaften sind seit 20 Jahren Islamkonferenz kaum zu verzeichnen. Die Frage, ob sie sich in bestehende rechtliche Strukturen einfügen oder ob neue nötig sind, bleibt offen. Die Einführung islamischer Feiertage wäre eine Möglichkeit, die eher von den Ländern als vom Bund angegangen werden könnte.

Die Kirchen sehen sich durch den Rückgang an Mitgliedern und Kirchensteuereinnahmen vor großen finanziellen Herausforderungen. Manche Landeskirchen hätten lange gezögert, auf diese Entwicklung zu reagieren. Die demografische Entwicklung mit weniger jungen Kirchenmitgliedern und mehr Sterbefällen hält an und stellt ein erhebliches Problem dar.

Trotz geringer politischer Priorität bleibt das Thema Religionspolitik relevant.

https://youtu.be/-PJZnvshqBM

Philipp Greifenstein stammt aus Dresden und wohnt inzwischen in Bad Frankenhausen. Philipp Greifenstein ist freier Journalist (Website) und Geschäftsführer des Magazins für Kirche, Politik und Kultur „Die Eule“ (eulemagazin.de). Schwerpunkte seiner Arbeit sind die aktuelle Religionspolitik, die Missbrauchskrise in den evangelischen Kirchen, Digitalisierung und Rechtsradikalismus in christlichen und kirchlichen Kontexten sowie Ostdeutschland.

Kieler CDU kämpft gegen Antisemitismus

Die CDU-Fraktion im Kieler Stadtparlament hat ihren diesjährigen Neujahrsempfang, der ungewöhnlicherweise im Mai stattfand, dem Thema Antisemitismus und jüdisches Leben in Kiel gewidmet. Die CDU strebt eine parteiübergreifende Zusammenarbeit gegen Antisemitismus in Kiel an. Eine klare Haltung vertritt die Fraktion gegenüber der AfD: Es werde keinerlei Zusammenarbeit geben, da die Partei für ausländerfeindliche und antisemitische Thesen stehe. Deren „Quatsch“ müsse in Gremien entlarvt werden, um Lügen nicht unwidersprochen zu lassen. Der Fraktionsvorsitzende Carsten Rockstein bezeichnete das Thema im Podcast Conny&Kurt als heikel, aber angesichts der aktuellen Lage (Israel-Hamas-Konflikt) und der omnipräsenten Medienberichterstattung als äußerst wichtig.

Zum Empfang wurden neben den jüdischen Gemeinden auch Vertreter:innen weiterer Weltreligionen eingeladen, um hervorzuheben, dass das Thema alle Menschen und Glaubensrichtungen betrifft. Die Berichte der Beteiligten, insbesondere von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde und der Antisemitismus-Kämpferin Nellly Eliasberg, hätten die Anwesenden, einschließlich Rockstein selbst, tief berührt.

Es wurde die Sorge geäußert, dass Antisemitismus in der Gesellschaft, auch bei bestimmten Demonstrationen, eine erschreckende „Normalität“ entwickle. Rockstein sieht den Hass auf das Judentum als direkten Angriff auf den jüdischen Glauben. Er beklagt, dass vielen Menschen, besonders jüngeren, das historische Wissen fehle und sie stattdessen von antisemitischen Parolen in sozialen Medien beeinflusst würden.

Für die politische Arbeit leitete die Fraktion die Notwendigkeit ab, mehr Aufklärung zu betreiben, beispielsweise über den historischen Kontext Israel/Palästina. Aufkleber mit Parolen wie „Zionisten töten“, die man auch schon in Kiel sah, gehen gar nicht. Rockstein betont die Notwendigkeit, zwischen dem Staat Israel und der Religion Judentum zu unterscheiden. Kritik am Handeln des Staates Israel müsse erlaubt sein, jedoch dürften keine Doppelstandards im Vergleich zur Hamas angelegt werden.

Zur Person: Seit 2024 ist Carsten Rockstein Fraktionsvorsitzender der Kieler CDU-Ratsfraktion. Er arbeitet als Abteilungsleiter bei der Sparkasse Südholstein. Seit über zehn Jahren ist er Ortsverbandsvorsitzender der CDU Kronsburg/Meimersdorf/Moorsee. Dort war er bis 2024 auch Vorsitzender des Ortsbeirates.

Pfingsten macht Gott komplett

Pfingsten steht vor der Tür, doch vielen Menschen ist die Bedeutung dieses Festes unklar. Oft wird der Pfingstmontag als unwichtig angesehen. Theologisch gesehen macht Pfingsten Gott „komplett“ sagt Oliver Albrecht, Propst für Rhein-Main, im Podcast Conny&Kurt. Es ist nicht ein dritter Gott, sondern die Art und Weise, wie Gott heute noch Kontakt mit uns aufnimmt. Vom Rang her könnte es sogar das wichtigste Fest sein, denn die Geheimnisse von Ostern und Weihnachten erschließen sich erst durch den Heiligen Geist, meint Pfarrer Albrecht.

Der Heilige Geist ist schwer zu fassen. Albrecht bedient sich eines Bildes von Tertullian. Gott sei die Sonne, Jesus Christus der Sonnenstrahl und der Heilige Geist die spürbare Wärme des Sonnenstrahls auf der Haut. Es ist die Wirkweise Gottes, immer derselbe Gott, aber erfahrbar. Dieses Spüren Gottes sei der Heilige Geist.

Pfingsten gilt als Geburtstag der Kirche. Es ist aber nicht die Gründung einer institutionellen Kirche, sondern ein Werk des Heiligen Geistes, das aus einzelnen Gläubigen eine Gemeinschaft formt. Der Geist führt Menschen aus der Vereinzelung zusammen. Pfingsten ist der Beginn der Gemeinde, der Gemeinschaft der Christen, führt Albrecht aus.

Pfingsten ist ein Fest der Gemeinschaft und Solidarität. Es stärkt persönlich, schenkt Trost und das Gefühl, akzeptiert zu sein. Gleichzeitig führt es in die Solidarität und sogar in politische Aktivität, wie einst bei den Propheten. Persönliche Stärkung und Engagement für andere gehören zusammen, betont der Propst.

Pfingsten hat wenige Volksbräuche entwickelt. Anders als Weihnachten oder Ostern, die an weltliche Feste angedockt wurden, fand sich für Pfingsten kein solches Pendant. Auch die Kirche hat kaum neue Rituale geschaffen, was dazu beiträgt, dass viele Menschen die Bedeutung nicht verstehen. Viele Gemeinden behandeln den Pfingstmontag etwas stiefmütterlich. Global gesehen, besonders in charismatischen Kirchen, hat Pfingsten eine hohe Bedeutung mit eigenen Ritualen. Von ihnen könne man lernen, wie man das Fest rituell belebt. Um Pfingsten sichtbarer zu machen, sind öffentliche, eventorientierte Formate nötig, wie das Fest auf dem Frankfurter Römerberg mit gesellschaftspolitischen Predigten und moderner Musik. Pfingsten, das Fest der Gemeinschaft, hat das Potenzial für neue Wege.

Zur Person
Oliver Albrecht ist seit 2015 Propst für Rhein-Main am Dienstsitz in Wiesbaden. In seinen Verantwortungsbereich gehören rund 450 Pfarrerinnen und Pfarrer in etwa 230 Kirchengemeinden mit knapp 400.000 Kirchenmitgliedern.

45 Jahre Ökumenisches Zentrum Kiel-Mettenhof: Ein Leuchtturmprojekt feiert Jubiläum

Es gilt als das erste ökumenische Gemeindezentrum dieser Form in Deutschland mit einer gemeinsam genutzten Kirche und gemeinsamen Gemeinderäumen. In Kiel-Mettenhof feiert das Ökumenische Zentrum St. Birgitta-Thomas-Haus (BTH) sein 45-jähriges Bestehen. Kirchenpolitisch war es 1980 eine Sensation. Die Idee dazu entstand bereits vor 55 Jahren in der Planungsphase der Trabantenstadt Mettenhof. Pastor Jürgen Benthien, einer der „Väter“ des Zentrums, erinnert sich im Podcast Conny&Kurt an die Anfänge. Benthien war von 1968 bis 1987 in Mettenhof Gemeindepastor, wohnt heute noch in Mettenhof und engagiert sich weiterhin in der Gemeinde.

Ursprünglich waren separate evangelische und katholische Kirchen geplant. Benthien und sein Kollege Wolf R. Jessen erkannten jedoch, dass in einem Neubaugebiet mit kirchlich distanzierten Bewohnern zwei Kirchen keinen Sinn ergäben und man etwas Gemeinsames schaffen müsse. Dieser Gedanke war seinerzeit revolutionär und wurde von den kirchenleitenden Gremien zunächst nicht ernst genommen. Wolfgang Baader stellte im Evangelischen Pressedienst 1973 zum Prozedere süffisant fest: „Die kirchlichen Oberbehörden auf beiden Seiten hatten ihr Wort mitzureden. Allerdings redeten diese Oberbehörden …offiziell kein Wort miteinander. Fast alles vollzog sich zähflüssig zwischen den beiden Kirchengemeindeverbänden in Kiel.“ Baader sprach mit Blick auf die kaum vorhandene ökumenische Landschaft von dem „Modellfall Mettenhof“, der einen „gewissen Avantgardismus“ zeige. Es dauerte zehn Jahre von der Idee bis zur Vollendung des Baus. Die Realisierung erforderte den starken Willen und das Engagement von Personen auf beiden Seiten.

Obwohl das Zentrum ein gemeinsames Bauwerk ist, wurde es nicht vollständig verschränkt gebaut. Die katholische Kirche übernahm die Trägerschaft für die Kirche, die evangelische Kirche für das Gemeindehaus – eine Vorgabe der Kirchenleitungen. Anders war es nicht möglich war. Eine unsichtbare Linie teilt praktisch das Gelände und Grundstück. Dies äußert sich auch in der Zuständigkeit für Reparaturen, wie an den Fenstern, die eindeutig evangelisch oder katholisch zugeordnet sind, was die Unterhaltung erleichtert. Während des Baus wurde Wert auf eine Ausstattung gelegt, die ein Miteinander ermöglicht, etwa durch den Verzicht auf eine Marienstatue im Vorderraum.

Das Miteinander wird heute eher als „gut nachbarschaftlich“ beschrieben. Angesichts schrumpfender finanzieller Mittel und Personalnot auf beiden Seiten wird ökumenische Zusammenarbeit auch andernorts notwendiger. Man spricht schon von der „Bauökumene“. Dennoch gibt es immer noch hie und da Aversionen und kulturelle Unterschiede, etwa bei Gemeindemitgliedern mit polnischem Hintergrund, denen die Kirche zu schmucklos erscheint, oder Evangelischen, die eine zu starke Angleichung an die Katholiken fürchten. Gegen diese Ängste helfe nur, beständig weiterzumachen und gemeinsame Feiern oder Treffen zu fördern. Pastor Benthien wünscht sich für die nächsten 45 Jahre, dass das gute Miteinander bestehen bleibt und man noch mehr aufeinander zugeht. Es besteht die Hoffnung, dass das Zentrum trotz struktureller Veränderungen der Gemeinden erhalten bleibt, da es von großer Bedeutung für Mettenhof ist und ein Leuchtturmprojekt für beide Konfessionen.

Das Jubiläum wird am 14. Juni um 12 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Bischöfin Nora Steen und dem stellvertretenden Generalvikar Tobias Sellenschlo im BTH, Skandinaviendamm 350, gefeiert. Anschließend öffnen sich die Türen zu weiteren Festlichkeiten.

Das zweite Gesicht der EKHN

Sie ist das „zweite Gesicht“ der Landeskirche. Birgit Pfeiffer ist Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und damit die höchste Ehrenamtliche der Landeskirche. Die promovierte Medizinerin sieht im Podcast Conny&Kurt die Entwicklung der evangelischen Kirche trotz der Herausforderungen positiv. In den Veränderungen der Kirchenstruktur mit ihren Nachbarschaftsräumen, die die Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden bündeln, sieht sie Chancen.

Pfeifers Weg zur aktiven Kirchenarbeit begann vor 50 Jahren mit ihrer Konfirmation in Schwenningen, Württemberg. Dies war ein „Dreh- und Wendepunkt“ in ihrem Leben. Nach der Konfirmation engagierte sie sich in der Jugendarbeit, begleitete Jungschargruppen und Freizeiten. Ihr Engagement entwickelte sich über verschiedene Stationen, vom Kirchenvorstand über die Dekanatssynode und den Dekanatssynodalvorstand bis hin zur Kirchensynode und schließlich 2022 zur Wahl als Präses der Kirchensynode.

Zur Person:
Birgit Pfeiffer (61) ist promovierte Medizinerin und arbeitet als Gleichstellungsbeauftragte an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Das Schweigen der Väter und Mütter

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes beleuchtet der Podcast Conny&Kurt die verdrängten Erfahrungen der Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebte. Die beiden Podcast erinnern sich biografisch an die wenigen Informationen, die sie von ihren Vätern und Müttern erhielten. Dabei blieben deren Erlebnisse von Krieg, Bombenangriffen, Gefangenschaft und Vertreibung oft unausgesprochen. Conny&Kurt betonen, dass sie keinen Krieg erlebt haben und hoffen, dass auch die nachfolgende Generation davon verschont bleibt. Aktuelle Konflikte, wie in der Ukraine, schwinden jedoch die Hoffnung auf dauerhaften Frieden.

Ein zentrales Thema des Podcasts ist die kollektive Traumatisierung der Kriegsgeneration. Es gab damals keine Traumatherapie. Die Betroffenen mussten individuell mit ihren Problemen umgehen, oft unter dem Druck, „es nicht so schwer zu nehmen“ und sich auf den Neuanfang und das Wirtschaftswunder zu konzentrieren. Dies führte zur Verdrängung der Erlebnisse. Als Beispiel wird das schicksalhafte Leben eines Bankers genannt, der in russischer Kriegsgefangenschaft war, nachts schrie und sich 1969 das Leben nahm, da er mit Angstzuständen und Träumen nicht zurechtkam – selbst in einem gehobenen Berufsstand.

Die Väter waren in Kriegsgefangenschaft. Kaum vorstellbar, was dort den Vätern widerfuhr. .

Auch die Zivilbevölkerung litt stark. Viele Menschen wurden vertrieben oder waren Binnenflüchtlinge in Deutschland. Schätzungsweise 12 Millionen Menschen waren damals auf der Flucht. Einige erlebten selbst auf der Flucht Bombenangriffe, wie den auf Dresden. Ein Zeitzeuge malte noch lange Bilder von brennenden Häusern. Die Vertreibung bedeutete oft den Verlust allen Besitzes. In der Nachkriegszeit war Wohnraum extrem knapp, da die Städte zerstört waren. Es gab Zwangseinweisungen in bestehende Wohnungen oder Konfiszierungen von Wohnungen durch Besatzer.

Über ihre Kriegserlebnisse sprachen die Väter und Mütter der Nachkriegsgeneration kaum. Die Erinnerungen kamen oft nur fragmentarisch oder gar nicht zur Sprache. Ein Grund könnte das frühe Alter der Einberufung gewesen sein, teils mit 17 Jahren. Zudem waren die jungen Menschen durch Institutionen wie den Reichsarbeitsdienst (RAD) oder den Bund Deutscher Mädel (BDM) dem System kaum zu entziehen und dementsprechend erzogen.

Die Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus werden als Grundlage für die heutige deutsche Verfassung gesehen, die Korrektive und Institutionen vorsieht. Dies wird im Vergleich zu Systemen ohne solche Kontrollen hervorgehoben.

Trotz des Schweigens über konkrete Erlebnisse sind Conny&Kurt überzeugt, dass Schmerz und Trauma unbewusst an die nachfolgende Generation weitergegeben wurden. Gleichzeitig hoffen sie, dass eine Lehre, die implizit vermittelt wurde, das Wissen ist: Nie wieder Krieg. Die Hoffnung ruht auch auf der nächsten Generation, die anders miteinander umgehen möge.

(Text mit Hilfe von KI erstellt)

Medienbildung an Schulen gescheitert: Smartphone-Verbot Symptom tieferer Probleme

Darmstadt/Kiel/Dotelweil. Anlässlich der Debatte um die Verbannung von Smartphones aus hessischen Schulen hat der Geschäftsführer des Instituts für Medienpädagogik in Darmstadt, Peter Holnick, das deutsche Schulsystem scharf kritisiert. Er sieht die Bemühungen um Medienkompetenz in den Schulen als weitgehend gescheitert an.

Während er das Verbot von Smartphones prinzipiell begrüßt, liegt der Grund dafür in der mangelnden Medienbildung und einer „unfassbaren Inkompetenz und Verweigerung“ vieler Lehrkräfte, sich mit digitalen Welten zu beschäftigen, erläutert er im Podcast Conny&Kurt. In der aktuellen Situation werde das Smartphone in der Schule meist nur zum Störfaktor, da es kaum sinnvoll im Unterricht genutzt werde.

Ein zentrales Problem sieht Holnick in der aggressiven Strategie der Unterhaltungsindustrie, deren höchstes Ziel es sei, dass das Smartphone so oft wie möglich genutzt wird. Diese Industrie wisse, wie sie Kindern ein schlechtes Gewissen bereiten könne, wenn sie ihr Gerät ausschalten, und agiere nach dem Motto: „Hier geht’s um Geld, da ist doch alles erlaubt“. Schulen hätten dieses Thema kaum auf dem Schirm. Holnick befürwortet die Idee, Räume zu schaffen, in denen diese Industrie keinen Zugriff hat.

Ein weiterer fundamentaler Konflikt liegt laut Holnick darin, dass das Bildungssystem fast ausschließlich rational funktioniert, während Medien emotional wirken. Schule bewerte Fakten, aber Medien bildeten oft Inszenierungen und Emotionen ab, was von der Schule nicht erfasst oder bewertet werden könne. Themen, die mit Gefühlen zu tun haben – wie Fake-News, bei denen die Hälfte Gefühl sei – würden von der Schule gemieden.

Kritik übt Holnick auch an der Lehrerausbildung, die zu wenig Pädagogik und Beziehungsarbeit beinhalte, sondern sich oft auf Fächer und Stoffvermittlung konzentriere. Viele Lehrkräfte hielten eine große Distanz zu Schülern und hätten Angst, Objektivität zu gefährden. Holnick beschreibt das Schulsystem als eine „Riesensimulation“, die nicht mehr zur veränderten Welt passe.

Die aktuelle Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) werde die Situation noch verschärfen und mache Sensibilisierung und Kompetenzen im Umgang mit KI dringlicher denn je. Holnick beobachtet, dass sich junge Menschen zunehmend von KIs wie Alexa oder auf Snapchat beraten lassen und eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen aufbauen, was dazu führen könnte, dass sie weniger mit ihren Eltern sprechen. Eine KI kritisiere zudem nicht, was sie für Kinder attraktiv mache, aber auch Probleme aufwerfe. Praktische Ideen für Medienbildung, wie etwa Rechercheprojekte in der Grundschule, scheiterten oft an rechtlichen Vorgaben wie der Aufsichtspflicht. Auch die Vermeidung schwieriger Themen durch Lehrkräfte, weil ihnen die Ausbildung fehle, zeige den kritischen Zustand der Bildung.

Holnick sieht die aktuelle Lehrergeneration, obwohl sie mit Medien aufgewachsen sei, oft nicht als Lösung, da sie den privaten Medienkonsum stark von der schulischen Anwendung trenne. Diese Trennung werde möglicherweise sogar in der Ausbildung gefördert. Das Umfeld im Lehrerzimmer und der Mangel an politischem Willen, Personal und Geld zur Verfügung zu stellen, erschwerten Veränderungen zusätzlich.

Angesichts dieser Herausforderungen betrachtet Holnick das Schulsystem als zum Scheitern begriffen. Er sagt, dass er mittlerweile dazu neige zu sagen: „Bitte keine Medienpädagogik in der Schule, ihr macht’s eh falsch“. Er betrachtet das Verbot eher als Eingeständnis der Unfähigkeit. Eine Reform sei dringend nötig, werde aber durch widerstreitende Interessengruppen blockiert. Alternative Ansätze könnten medienpädagogische Angebote am Nachmittag von Fachleuten sein, die außerhalb des benoteten Unterrichts stattfinden.

Trotz der ernüchternden Analyse bleibt ein Funken Optimismus, dass ein anderer Umgang mit Medien als Werkzeug gelernt werden kann. Holnick betont die Bedeutung der außerschulischen Bildung, wo mehr Zeit und andere Beziehungsstrukturen herrschten. Der Ansatz des Jugendmedienschutzbeauftragten an hessischen Schulen, der sich auf Verbote konzentriere, sei ebenfalls unzureichend.
(Dieser Text wurde übrigens mit Hilfe von KI erstellt, KHE)

Zur Person:
Peter Holnick, Geschäftsführer des Instituts für Medienpädagogik Hessen. Das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen (MuK Hessen) hat die zentrale Aufgabe der Planung, Organisation und Durchführung medienpädagogischer Veranstaltungen mit dem Ziel umfassender Medienbildung. Dabei geht es vorrangig um das Verhältnis des Menschen zu sich und seinen digitalen Geräten. Die Reflexion der eigenen Medienbiografie und das Kennlernen und Erweitern der eigenen Kompetenzen im Umgang mit sich selbst, den Medien und den anderen Menschen steht dabei im Vordergrund.

GEPA 50 Jahre fairer Handel

Peter Schaumberger ist Geschäftsführer der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt), die auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblickt. Die GEPA hat in den letzten Jahren eine signifikante Zunahme im Online-Handel erfahren, mit einem Umsatz von 3 Millionen Euro jährlich. Diese Entwicklung, so erläutert Schaumberg im Podcast Conny&Kurt,  wurde insbesondere durch die Corona-Pandemie beschleunigt, als viele Menschen auf Online-Einkäufe umschwenkten. Die GEPA hat somit nicht nur ihre Marktanteile im Einzelhandel ausgebaut, sondern auch eine treue Kundschaft im digitalen Raum gewonnen. Mit einer umfassenden Erfahrung und einem klaren Fokus auf Gerechtigkeit und Partnerschaft im Welthandel hat die GEPA eine Pionierrolle in der Fairhandelsbewegung eingenommen. Unter Schaumbergers Leitung hat die GEPA nicht nur die Produktpalette diversifiziert, sondern auch die Bildungs- und Qualitätsstandards für ihre Handelspartner im globalen Süden kontinuierlich verbessert. GEPA hat es sich zur Aufgabe gemacht, faire Preise zu gewährleisten und langfristige Partnerschaften mit Kleinbauernkooperativen aufzubauen, wodurch sowohl soziale als auch wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden.

Die Wandlung des Begriffs GEPA
Peter Schaumberger erläutert, dass der ursprüngliche Begriff „Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“ heute in „Gerechtigkeit und Partnerschaft im Welthandel“ umgewandelt wurde, um den zeitgemäßen Anforderungen und dem veränderten Weltbild Rechnung zu tragen. Diese Anpassung reflektiert die Evolution der Organisation, die sich über die Jahrzehnte verändert hat und nun als Teil des globalen Handels betrachtet wird. Die GEPA ist eine der ersten Organisationen, die das Konzept des fairen Handels aktiv vorangetrieben hat.

Pionierarbeit im fairen Handel
Die GEPA hat ihre Wurzeln in der kirchlichen Jugendbewegung, die in den 1970er Jahren durch Hungermärsche auf die Nöte im globalen Süden aufmerksam machte. Diese Wurzeln sind entscheidend für die Identität der GEPA, die sich als Pionier im fairen Handel versteht und die ersten Weltläden in Deutschland mitbegründete. Der Ansatz, fair gehandelte Produkte zu importieren und zu vertreiben, hat sich als erfolgreich erwiesen und ist bis heute eine zentrale Säule der GEPA.

Produktvielfalt und Umsatz
Die GEPA hat ihre Produktpalette erheblich erweitert, wobei Kaffee und Schokolade die Hauptbestandteile darstellen. Etwa 50% des Umsatzes stammen aus dem Kaffeehandel, wobei mehr als 40 verschiedene Sorten angeboten werden. Dies zeigt nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Fähigkeit der GEPA, sich an die Geschmäcker der Konsumenten anzupassen und qualitativ hochwertige Produkte aus dem globalen Süden anzubieten.

Langfristige Partnerschaften mit Kleinbauern
Ein zentrales Element der GEPA ist die direkte Partnerschaft mit Kleinbauernkooperativen. Diese Partnerschaften sind nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern beinhalten auch Schulungen und Qualitätskontrollen, um sicherzustellen, dass die Produkte den hohen Standards entsprechen, die von den europäischen Konsumenten erwartet werden. Die GEPA hat in den letzten 50 Jahren an die 70 Handelspartner in verschiedenen Ländern etabliert, die von dieser nachhaltigen Unterstützung profitieren.

Nachhaltigkeit und Bio-Produkte
Schaumberger betont, dass etwa 90% der Produkte der GEPA biozertifiziert sind, und dass das Unternehmen eine klare Strategie verfolgt, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Trotz der Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, hat die GEPA erfolgreich ihre Bio-Produktlinien ausgebaut, was eine steigende Nachfrage bei den Konsumenten zeigt.

Einfluss des fairen Handels auf die Produzenten
Die langjährigen Partnerschaften der GEPA mit ihren Kooperativen haben positive soziale Auswirkungen. Schaumberger berichtet, dass durch den fairen Handel Bildungsmaßnahmen gefördert und die medizinische Versorgung verbessert werden konnten. Diese Erfolge tragen dazu bei, dass die nächste Generation von Kleinbauern und -bäuerinnen in den Kooperativen bleibt und aktiv zur Verbesserung ihrer Gemeinschaften beiträgt.

Papst Franziskus: Für die Frauen blieb es beim schwülstigen Reden

Papst Franziskus hat durch seinen Lebensstil überzeugt. Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, für Flüchtlinge, für Obdachlose und seine Kritik an der globalen Wirtschaftsordnung haben überzeugt, so auch die Journalistin Doris Wiese-Gutheil, die sich bei Maria 2.0 engagiert. Der Podcast Conny&Kurt würdigt das Pontifikat kritisch aus der Perspektive von Frauen. Die ehemalige Mitarbeiterin des Bistums Limburg zeigt sich in einem Punkt enttäuscht. Zwar habe Franziskus einiges für die Frauen vorangebracht, aber doch nicht entscheidend korrigiert. „Er hat Frauen in höhere Ämter gehoben, vor allem Ordensschwestern. Er hat schon die Frauen anerkannt, aber es war eine Anerkennung von oben herab“, konstatiert Wiese-Gutheil. Er habe die Frauen auf ein Podest gehoben. „Er hätte gern Frauen gehabt, die sagen: Wir geschehen nach deinem Willen, ich tue alles was du erwartest. Du bist mein Herr.“ Bei ihm wurden die Frauen in den Himmel gehoben, aber auf Erden hatte sie nichts zu sagen. „Ein großes Manko des Pontifikats, dass dieser Schritt nicht gekommen ist“, bilanziert Wiese-Guheil. Und weiter: “ Wir wollen nichts Besonderes sein, die edle Gefährtin und Mutter vieler Kinder. Wir wollen schlicht und ergreifend gleiche Rechte, gleiche Würde. Und da ist gar nichts passiert. Da muss man klar sagen: Da war alles ein schwülstiges, freundliches Reden.“

Karfreitag kommt vor Ostern

„Am Kreuz hat Gott gezeigt, dass er bei den Menschen ist“. Mit diesem Satz beschreibt Pfarrerin Petra Lehwalder die zentrale Botschaft von Karfreitag. Der Theologin ist es ein Anliegen das Leid nicht beiseite zu schieben. „Wir sehen das Leid und wenden uns ganz schnell wieder dem Guten zu. Damit machen wir es uns zu leicht,“ sagt sie im Podcast Conny und Kurt. Die Gemeindepfarrerin der evangelischen Gemeinden in den Frankfurter Vororten Harheim und Niedererlenbach, betont, dass Gott mit den Menschen leide. Auch in der Angst etwa vor russischen Angriffen sei Gott da. Gott schenke den Menschen Kraft das auszuhalten und standzuhalten. „In diesem Kreuz verbindet sich Gott mit uns. Das ist das Zentralste überhaupt. Es ist Ausdruck größter Liebe. Die große Entfernung zwischen Gott und Mensch ist aufgehoben.“

Petra Lehwalder ist Pfarrerin der Gemeinden in Frankfurt-Harheim und Frankfurt-Niedererlenbach