Schlagwort-Archive: Kirchenentwicklung

Zusammenarbeit als Antwort auf Mitgliederschwund

Die Zahlen sind dramatisch. Die evangelische Kirche verliert jährlich drei Prozent ihrer Mitglieder. Die Halbierung der Mitgliederzahl wird jetzt schon für 2045 prognostiziert. Im letzten Jahr sank das Kirchensteueraufkommen erstmals auch nominal deutschlandweit um fünf Prozent. Hinzu kommt auch in der Kirche eine Pensionierungswelle. In der Evangelischen Kirchen von Hessen und Nassau (EKHN) gehen ab 2025 jährlich fünf Prozent der Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand. Bis 2030 verliert die Kirche so ein Viertel ihrer Theologinnen und Theologen. Vor diesem Hintergrund führt an einer Veränderung der Arbeitsweise kein Weg vorbei, meint der Leiter der Ehrenamtsakademie der EKHN Steffen Bauer im Podcast Conny&Kurt. Mehrere Kirchengemeinden schließen sich zu einem Nachbarschaftsraum zusammen. Dies ermögliche mehr Flexibilität. Oft werde dies als reiner Sparprozess verstanden, so Bauer. Doch es sei eine Ermächtigung selbst zu bestimmen, wenn auch mit weniger Ressourcen. „Wohin sich Kirche entwickelt, bestimmen mehr und mehr die Nachbarschaftsräume“.

Zur Person:
Pfarrer Dr. Steffen Bauer leitet seit gut 10 Jahren die Ehrenamtsakademie der EKHN. In wenigen Wochen geht er in den Ruhestand. Vor seiner Tätigkeit in der Ehrenamtsakademie arbeitete Bauer von 2008 bis 2013 im Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision (IPOS) der EKHN. Zuvor war Bauer unter anderem Gemeindepfarrer in Mannheim und Heidelberg sowie sieben Jahre lang Dekan der Evangelischen Kirche in Heidelberg. Bauers Nachfolge tritt im September 2024 der österreichische Theologe Dr. Bernhard Lauxmann an.

Die Kita prägte sie – Christiane Tietz kandidiert als Kirchenpräsidentin

Für Christiane Tietz war der evangelische Kindergarten und der Kindergottesdienst in ihrer Frankfurter Gemeinde eine prägende Zeit. Heute ist die Pfarrerin im Ehrenamt Professorin für systematische Theologie in Zürich. Sie kandidiert für das Amt der Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Kindergartenarbeit liegt ihr heute noch am Herzen. Sie sagt im Podcast Conny&Kurt: „Das was Kinder in der frühen Kindheit in einem evangelischen Kindergarten mitbekommen – das Kirchenjahr, welche Lieder kann man da singen und worum geht es da eigentlich – ist etwas, was sich ganz tief bei den Kindern einprägt. Insofern ist das für die Zukunft der Kirche eine ganz entscheidende Aufgabe, die wir auf gar keinen Fall aufgeben dürfen.“ und Christiane Tietz betont: „Man erreicht dort Menschen, die nicht Mitglied der Kirche sind.“ Der Umgang mit sexualisierter Gewalt ist ihr besonders wichtig. Deshalb wäre es auch eine ihrer ersten Handlungen die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt zu besuchen. Aber auch die Gemeinden und die Verwaltung müssten für dieses Thema sensibilisiert werden. Im Podcast betont Christiane Tietz: „Kirche gibt’s nur mit Gott. Das heißt nicht, dass wir ihn haben, aber dass wir ihn immer suchen. Das steht im Zentrum dessen, was wir machen.“

Für das Amt des Kirchenpräsidenten, der Kirchenpräsidentin, kandidieren drei Personen: Pröpstin Henriette Crüwell, Pfarrer Martin Mencke, Professorin Christiane Tietz. Gewählt wird am 28. September.

Ist Weihnachten aus den Kirchen ausgewandert?

In ihrem Podcast zu Heilig Abend fragen Conny& Kurt die Regionalbischöfin Anke Spory ob das Weihnachtsfest nicht längst in eine Parallelkultur ausgewandert sei. 70.000 versammelten sich im Stadion von Borussia Dortmund zum Weihnachtsliedersingen und auch andere Stadien füllt in dieser Vorweihnachtszeit nicht nur der Fußball. Pröpstin Anke Spory vermutet, dass die Zugänglichkeit hier einfacher sei als in den Kirchengemeinden, die im Gegensatz zu ihrer eigenen Wahrnehmung doch nicht so offen seien. Weiterhin konstatiert die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dass die Kirchen inzwischen zwar in der Minderheit seien, aber von ihnen nicht nur soziales Engagement gefordert werde. Vielmehr erwarte man deutliche Stellungnahmen zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik. Mut mache ihr, dass man sich gemeinsam aufgemacht habe, neue Wege in der Kirche zu gehen.

Die Zukunft ist ökumenisch

„Alleine, geschweige denn gegeneinander, kommen wir nicht weiter.“ Dies sagt im Podcast Conny&Kurt der katholische Stadtdekan von Frankfurt Johannes zu Eltz. Ausdrücklich schließt er dabei die Christ:innen orthoxer Tradition mit ein. In Bezug auf die Nutzung von Gebäuden verweist er auf die lange historische Tradition der gemeinsamen Nutzung von Kirchen. Den Reformprozess „Synodaler Weg“ bezeichnet er als alternativlos.Die Zukunft ist ökumenisch

Pop Up Church

Über die Situation der evangelischen Kirche macht sich Pastorin Emilia Handke keine Illusionen. So lässt nur noch die Hälfte der Mitglieder in Hamburg ihre Kinder taufen. Sie geht mit Kolleginnen und Kollegen im Talar auf die Straße. Sinnlich wollen die jungen Pfarrerinnen und Pfarrer in den Dialog treten, aber auch Religion erfahrbar machen. Beispielsweise in dem sie im Einkaufstrubel Fußwaschungen anbieten oder beim CSD Paare segnen. Die Aktionen der Pop Up Church strahlen längst in andere Landeskirchen aus. Gute Ideen setzen sich eben durch.

Lebendig und anschaulich berichtet die promovierte Theologin im neuen Podcast von Conny&Kurt von ihren Erfahrungen. Die designierte Verantwortliche für die praktische Ausbildung des Theolog:innenachwuchses der Nordkirche fordert eine einfache Sprache: „Wir müssen komplizierte Dinge im Grunde in einem Satz sagen können. Man könne gar nicht Elementar genug sein. Der Umgang mit der Institution Kirche sei eben nicht mehr selbstverständlich, selbst für Mitglieder.