Margot Käßmann, Alt-Bischöfin, ist aus christlicher Überzeugung Pazifistin. Doch sie respektiert auch die gegenteilige Meinung. Aber vor allem sollten gerade die Kirchen Kontakt zur russischen Zivilgesellschaft halten. Ein Gespräch über Krieg, Schuld und Schulden und darüber, was politisch zu tun ist. Als Audio und Video.
Die Beziehungen zur russischen Zivilgesellschaft sollten unbedingt beibehalten werden. Dies sagte die ehemalige Vorsitzende des Rates der EKD im am Donnerstag veröffentlichten Podcast „Conny&Kurt“. Es gebe Kontakte, auch zu Priestern der russisch-Orthodoxen Kirche, die sich gegen den Krieg wendeten. Da seien auch noch Menschenrechtsgruppen oder etwa junge Leute, die bei einem Rockkonzert in Sprechchören den Krieg verurteilten. „Zu dieser Zivilgesellschaft brauchen wir den Kontakt,“ betonte Käßmann. Es könne nicht das Ziel sein, Russland zu zerschlagen, sondern man müsse diese Zivilgesellschaft stützen. Deshalb sei sie auch dagegen Städtepartnerschaften und universitätspartnerschaften aufzukündigen. Man müsse so viel wie möglich auch an Informationen auf diesem Wege vermitteln. Aus dem gleichen Grund wandte sich Käßmann gegen den Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Auch wenn der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche ein „absoluter Nationalist“ sei. Käßmann erinnerte daran, dass der Patriarch die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche Deutschlands aufkündigte als sie zur Ratsvorsitzenden gewählt wurde, weil er der Auffassung war, dass mit ihrer Wahl sich die Kirche von der christlichen Moral gelöst habe.
Käßmann betonte, dass sie bei ihrer grundsätzlich pazifistischen Haltung bei allen Kriegen geblieben sei. Sie verwies in dem Podcast aber auch darauf, dass es in der Geschichte des christlichen Kirche schon immer beide Positionen gegeben habe. Schon Luther habe gesagt, „ein Soldat kann christlichen Standes sein, wenn er sein Gewissen nicht vollständig abgibt.“ Beide Haltungen seien zu respektieren. „Ich habe im Moment den Eindruck, dass diejenigen, die sich gegen Waffenlieferungen äußern niedergemacht werden.“ So habe etwa der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff die Teilnehmer der Ostermärsche gleich zur „fünften Kolonne Wladimir Putins“ erklärt. „Eine solche Diffamierung ist nicht gerechtfertigt.“
Die Kirchen Deutschlands unterstützen weitgehend die Lieferung von Waffen an die Ukraine. So betonte kürzlich die Synode der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau in einer Resolution: „Wir halten es für legitim, sie (die Ukraine) in ihrer Verteidigung durch wirtschaftliche Sanktionen gegen den Aggressor und durch Waffenlieferungen zu unterstützen“ Für Käßmannin Dilemma. „Ich will auch sagen, keine Waffen heißt nicht man ist unschuldig. Also schuldig werden kann der Mensch durch Waffen und auch indem er davon abrät, Waffen zu nutzen.
Krieg sei nicht die Ultima Ration, sondern im Gegenteil. Da werde die Vernunft ausgesetzt. Die Theologin lehnt die 100 Milliarden Euro teure Aufrüstung ab. „Ich persönlich, ich habe 7 Enkelkinder, denke, dass in ihre Zukunft nicht durch mehr Rüstung investiert wird, sondern durch mehr Geld für unsere Schulen für unser Bildungssystem für Entwicklung und zur Bekämpfung des Klimawandels.“
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