Die neue Rechte hat auch eine religiöse Seite. Im Umgang mit ihr empfiehlt Martin Fritz, Referent bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin, nicht nur scharfe Kante zu zeigen. Das verschärfe nur die Polarisierung, sagt er im Podcast Conny&Kurt. Er fordert Toleranz gegenüber konservativen Positionen. Man müsse feststellen, dass die Liberalisierungsprozesse der letzten Jahre schon rasant waren. Da wurden nicht alle mitgenommen. Gleichzeitig wendet Fritz sich gegen eine billige Polemik mit der etwa Peter Hahne, eine Leitfigur des christlichen Rechtspopulismus, die Hallen fülle. Fritz: „Das ist billig. Die Besucher:innen erwärmen sich am Feuer der erhitzten Rede. Eine billige Rhetorik.“ Der Rechtspopulismus bediene sich der konservativen Themen. „Auf den ersten Blick gibt es kaum genuin rechte Themen, sie stammen aus dem Reservoir konservativer Theologie.“ Etwa wenn sie sich auf eine Schöpfungsordnung in Bezug auf die Stellung der Frau beriefen. Allerdings komme bei den rechten Christ:innen ein aggressiver Grundton hinzu, der dann auch christliche Inhalte verändere. „Die Kulturkampfstellung höhlt das Christentum aus, so dass man es nicht wiedererkennt.“
PD Dr. Martin Fritz leitet das Referat für Grundsatzfragen, Strömungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes, Evangelikalismus und pfingstlich-charismatisches Christentum der EZW in Berlin. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören neben neurechtem Christentum und religiösem Pluralismus auch fundamentalistische Strömungen. Er publizierte zahlreiche Bücher und Aufsätze zu diesen Themenbereichen und leitet verschiedene wissenschaftliche Projekte
Der eigentliche Populismus kommt aus der anderen Richtung und beginnt bereits damit, legitim konservatives Denken als rechtsradikal/rechtsextrem zu brandmarken – egal ob in Politik oder Religion. Da wird dann auch nicht mehr unterschieden zwischen rechtsextremistischen und nationalsozialistischem Denken, weswegen konservative Wähler (das :innen können Sie sich schenken, weil nur komplett Bornierte den weiblichen Anteil der deutschen Mehrzahlform nicht mehr wahrnehmen können) dann auch ganz schnell als Nazis beschimpft werden.
Dies ist ein zeitgeistig-gesellschaftliches Phänomen und nachdem Religion (und hier das Christentum) Teil der Gesellschaft ist, sollte es nicht wundern, wenn diese politisch gewollte Lagerbildung auch vor den Kirchen nicht halt macht. Kirchenmitglieder sind Gesellschaftsmitglieder und als solche ganz natürlich auch konservativ, sozial, liberal, modernistisch usw. So wie linke Kirchenmitglieder gibt, gibt es auch rechte und das ist gut so, denn jede Seite hat das Recht, vorurteilsfrei gehört zu werden (auch ein Peter Hahne und sein Professorenforum).